Vom LV zum Produkt

Ausgangslage

Die Leistungsverzeichnisse werden in gedruckter Form, als PDF, als Excel und als GAEB-Datei der Phase 83 (Angebotsaufforderung) von den Kunden zur Verfügung gestellt.

Die Texte der Teilleistungsbeschreibungen (Positionen) werden von den Fachkräften der ausführenden Firmen auf Basis von in Jahren erarbeitetem (impliziten) Wissen in Handarbeit in Stücklisten überführt.
Dazu werden die ermittelten  Produkt aus dem Produktangebot herausgesucht und in zum Beispiel Excel-Listen eingetragen. Diese gefundenen Produkte sind dann Grundlage der Angebotskalkulation.

Jeder Mitarbeiter verwendet im Mittel pro Monat zwei volle Arbeitstage mit dieser Tätigkeit.
Daraus ergeben sich auf Basis eines hier fiktiv angenommen Selbstkostenstundenverrechnungssatzes

Bearbeitungskosten 2 *12 * 8h * 50EUR/h = 9.600 EUR pro Mitarbeiter und Jahr

Neue Mitarbeiter benötigen eine längere Einarbeitungszeit um diese Analyse eigenständig durchführen zu können. Dieser Aufwand ist in der Kostenermittlung nicht berücksichtigt.

 

Aufgabenstellungen

Analyse Leistungsverzeichnis

Der manuelle Aufwand für die Angebotserstellung ist drastisch zu reduzieren. Das Wissen der Mitarbeiter über die Zusammenhänge zwischen den Kundenwünschen aus den Leistungsverzeichnissen und den Produkten ist in das System zu übertragen.
Die Herausforderung dabei ist, aus dem Beschreibungstext diejenigen Kriterien zu erkennen, die bestimmend für die Auswahl des konkreten Produktes sind.

Das Fern-Ziel ist die vollautomatische Erstellung der Stücklisten durch Analyse der Leistungsverzeichnisse und die Übertragung des kompletten Wissens von den Mitarbeitern in das System.

Vergleich Produktstämme

Neben der zuvor beschriebenen komplexen Aufgabenstellung gibt es eine vorgelagerte Anforderung als Basis für die Gesamtanforderung.
Auf Basis von einfachen Produktstammlisten des Wettbewerbs sind die eigenen oder bevorzugten Produkte herauszufinden.
Hier entfällt der erste Schritt mit der Analyse beliebig komplexer freier Ausschreibungstexte.

 

Lösungsansatz

Die vorgenannte Aufgabenstellung ist nach heutigem Stand der Technik wirtschaftlich sinnvoll nur mit einem Wissensmodell in Form einer Ontologie zu bewältigen.
Nachfolgend einige grundsätzliche Erläuterungen zum Thema Ontologie als Auszüge aus Wikipedia.

 

Begriffsdefinition Ontologie allgemein

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Ontologie

Die Ontologie (griechisch ὄν, on, „seiend“, als Partizip Präsens zu εἶναι, einai, „sein“, und λόγος, logos, „Lehre, Wort“) ist eine Disziplin der theoretischen Philosophie. In der Ontologie geht es in einer allgemeinen Begriffsverwendung um eine Einteilung des Seienden, um Grundstrukturen der Wirklichkeit und des Möglichen. Dieser Gegenstandsbereich ist weitgehend deckungsgleich mit dem, was nach traditioneller Terminologie „allgemeine Metaphysik“ genannt wird. Dabei wird etwa eine Systematik grundlegender Typen von Entitäten (konkrete und abstrakte Gegenstände, Eigenschaften, Sachverhalte, Ereignisse, Prozesse) und ihrer strukturellen Beziehungen diskutiert. Spezielle Gegenstandsbereiche betreffende Fragen sind hingegen zum Beispiel „Was ist der Mensch?“, „Gibt es einen Gott?“ oder „Hat die Welt einen Anfang?“. Diese Themen fielen nach traditioneller Stoffgliederung in den Bereich „spezielle Metaphysik“. Bei einigen traditionellen Herangehensweisen steht der Begriff des Seins und sein Verhältnis zu den einzelnen Entitäten im Vordergrund. Heute werden in der analytischen Ontologie die Ausdrücke „Ontologie“ und „Metaphysik“ zumeist synonym verwendet. In der Informatik werden seit den 1990er Jahren formale Repräsentationssysteme angelehnt an den philosophischen Begriff als „Ontologien“ bezeichnet.

 

Begriffsdefinition Ontologie in der Informatik

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Ontologie_(Informatik)

Ontologien in der Informatik sind meist sprachlich gefasste und formal geordnete Darstellungen einer Menge von Begrifflichkeiten und der zwischen ihnen bestehenden Beziehungen in einem bestimmten Gegenstandsbereich. Sie werden dazu genutzt, „Wissen“ in digitalisierter und formaler Form zwischen Anwendungsprogrammen und Diensten auszutauschen. Wissen umfasst dabei sowohl Allgemeinwissen als auch Wissen über sehr spezielle Themengebiete und Vorgänge.
Ontologien enthalten Inferenz- und Integritätsregeln, also Regeln zu Schlussfolgerungen und zur Gewährleistung ihrer Gültigkeit. Ontologien haben mit der Idee des semantischen Webs in den letzten Jahren einen Aufschwung erfahren und sind damit Teil der Wissensrepräsentation im Teilgebiet Künstliche Intelligenz. Im Unterschied zu einer Taxonomie, die nur eine hierarchische Untergliederung bildet, stellt eine Ontologie ein Netzwerk von Informationen mit logischen Relationen dar.
In Veröffentlichungen wird meist von einer „expliziten formalen Spezifikation einer Konzeptualisierung“ (Begriffsbildung) gesprochen.

 

Zweck der Ontologie in der Informatik

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Ontologie_(Informatik)#Zweck

Ontologien dienen als Mittel der Strukturierung und zum Datenaustausch, um
 ·       bereits bestehende Wissensbestände zusammenzufügen
 ·       in bestehenden Wissensbeständen zu suchen und diese zu editieren
 ·       aus Typen von Wissensbeständen neue Instanzen zu generieren.

Die meisten bekannten Anwendungen kennen keine individuellen Instanzen und beschränken sich auf wissenschaftliche Zwecke zur Systematisierung der Nutzung von Begriffsräumen. Ontologien sind bekannt für genetische Daten in der Bioinformatik oder räumliche Information in der Geosemantik.

Neue Anwendungen sind zu erwarten, wenn die Ontologien als Typen zur Instanziierung von individuellen Informationskonzepten verwendet werden, beispielsweise in der Humanmedizin für die fallspezifische medizinische Dokumentation, die Patientenakte. Bereits entwickelte Anwendungen in der Humanmedizin stellen bisher keine Verbindung zwischen bekannten Klassifikationssystemen der klinischen Praxis her. Stattdessen binden sie bislang lediglich an einzelne Klassifikationen für wissenschaftliche Arbeit an.

 Experimente zur gewinnbringenden Nutzung von Ontologien in betriebswirtschaftlicher Anwendungssoftware wurden von SAP veröffentlicht.

In der Brückenfunktion zwischen verschiedenen Klassifikationen und zu benachbarten Begriffswelten liegt die Stärke ontologischer Konzepte: Sie erlauben das Ablösen der konzeptionellen Arbeit von festen Textvorlagen und Textbausteinen und den Übergang zu wechselnden Zusammenstellungen halbfertig formulierter Texte zum Abfassen individueller Texte.


Lösungsansatz im Detail

Wesentliches Element bei diesem Ansatz muss sein, dass das Wissensmodell auf Grund von neuen Formulierungen mit Unterstützung der Fachanwender ständig neu lernt und sein Wissen erweitert.
Zudem sollte das Modell jederzeit die Gelegenheit bieten in den Entscheidungsprozess einzugreifen. Dies soll durch die Aufteilung in eine allgemeingültige und eine zusätzliche, unternehmensspezifische Ontologie gewährleistet werden.

Die 100%ige Umsetzung ist auf Grund der Komplexität nicht in einem Schritt zu erreichen. Somit ist die Aufgabenstellung in Teilschritten zu realisieren.